Josh Mann (Paper Arms) - 16.06.2013

An einem schönen Sonntag ein Konzert in der Redaktion der Visions zu sehen, ist ja schon nicht das Verkehrteste. Wenn dazu aber noch ein Interview mit Josh Mann von kommt, ist der Sonntag nahezu perfekt! Also hinein ins Vergnügen und einen nette kleinen Plausch über Australier auf Europa-Tour gehalten.

Jöran: Wann und wie habt ihr Paper Arms gegründet?

Josh: Oh, gute Frage. Warum gründen Menschen Bands? Max, Tom und Mike haben schon vorher zusammen in einer Band gespielt, mit der sie in und um Adelaide gespielt haben. Ich war damals auch in einer anderen Band . Meine Band hat sich dann aufgelöst und Max ging für ein Jahr nach London. Also dachte ich, ich könnte was mit den Jungs starten. Wir hatten gemeinsame musikalische Interessen, wie waren alles Fans von Hot Water Music, die sonst niemand gehört hat, den ich kannte. Ich denke, das hat uns zusammen gebracht.

Ich bin aus Adelaide, da ist Hardcore sehr populär, aber mehr so "Tough Guy"-Hardcore, und 90er-Jahre-Punk. Wir saßen also irgendwo in der Mitte und ich denke, das uns dieses gemeinsame Interesse zusammen gebracht hat.

Jöran: Adelaide ist ja nicht gerade als Hot-Spot bekannt. Kannst Du ein bisschen über die Szene erzählen?

Josh: Du kennst vielleicht "I Killed The Prom Queen" oder "Deez Nuts"? Die sind aber beide nicht repräsentativ für die Szene in Adelaide. Als ich aufgewachsen bin, gab es eine große Hardcore-Szene. Ich weiß nicht, Adelaide ist eine kleine Stadt für Australien, vielleicht 1,2 Millionen Einwohner. Es kommen also nicht viele Bandsauf Tour nach Adelaide, dementsprechend wenig passiert hier. Aber dafür kenn jede jeden. Es ist ne nette Stadt, aber jetzt nicht über-aufregend.

Jöran: Okay, lass uns über "The Smoke Will Clear" sprechen. Ihr habt 3 Jahre für die Veröffentlichung gebraucht. Warum? Oder würdest Du sagen, dass ist euer normaler Rhythmus?

Josh: Ich denke, dass 2 Jahre für uns normal wären. "Days Above Ground" ist 2010 raus gekommen und wir wären eigentlich Ende 2011 fällig gewesen, was Neues aufzunehmen. Ich bin aber so Mitte 2011 durch ne Scheidung gegangen, also ungefähr zu der Zeit, als wir songs hätten schreiben sollen und hab mich eben dementsprechend scheiße gefühlt. Ich wollte keine Musik machen, keine Songs schreiben. Ich hab zwar versucht was zu schreiben, was raus kam war aber sehr deprimierend und traurig. Daher wollte ich eher warten, bis ich was Positiveres habe, etwas, was ich auch wirklich jeden Abend singen möchte...

Jöran: Oh ja, das habe ich gelesen. Allerdings muss ich sagen, dass ich das im Album nicht finde...

Josh: Vielleicht ist es eher mein Verständnis von positiv (lacht). Normalerweise schreibe ich eher aggressive Texte. Ich finde es extrem schwer positive Songs zu schreiben, die nicht cheesy klingen. Da sind ein paar Songs auf dem Album, wie zum Beispiel "These Nights", ein Song über meine Liebe zur Musikszene. "Tanks Of Dust" auch. Es handelt ja davon, dass manvon einem dunklen Ort kommt, aber dass sich der Rauch auflöst und man wieder klar sehen kann. Man is also an diesem Ort, kann aber nach vorne blicken.

Jöran: Oh, ich habe den immer als recht negativ wahrgenommen.

Josh: Ja, im Grunde ist es das auch ein wenig.

Jöran: Wieviel von Dir selbst bringst Du in Deine Songs ein? Und ist es einfacher für Dich,über Sachen zu schreiben, die Du selbst erlebt hast?

Josh: Auf dem Album sind ungefähr 3 bis 4 Songs, die mehr oder weniger Fiktion sind, aber auf Dingen basieren, die ich mitbekommen, aber nicht selber erlebt habe. "Fourteen Days" beispielsweise dreht sich um ein Paar in finanziellen Schwierigkeiten, was ich nicht selbst erlebt habe, aber Leute kenne, denen das passiert ist. "Snake Oil" ist dagegen über einen Freund, der mich sehr lange belogen hat.

Ich versuche immer nicht zu genau zu werden, weil ich niemanden verletzen möchte. Es ist aber ein Mix dieser beiden Herangehensweisen.

Jöran: Wie fühlt es sich an, dass das Album so gefeiert wird?

Josh: Es ist großartig, aber irgendwie auch ein kleiner Schock. Ich habe fast mein halbes Leben in Bands gespielt, mindesten 15 Jahre, und es ist das erste Mal, dass es Menschen in Europa gefällt. Hierher zu kommen ist großartig und Menschen zu sehen, denen unsere Musik gefällt ist noch besser. Es ist einfach super! Wir haben bisher 2 Shows gespielt und hatten auf beiden Leute, die unsere Songs mitsingen konnten. Das ist verdammt groß für uns!

Jöran: Macht es euch stolz, dass euer Album hier veröffentlicht wurde?

Josh: Ja, definitiv!

Jöran: Plant ihr "Days Above Ground" hier auch zu veröffentlichen?

Josh: Da wurde noch nicht drüber gesprochen. Wir spielen zwar noch fast die Hälfte der Songs und sind auch noch stolz auf die Tracks. Wir konzentrieren uns aber auf unsere neuen Sachen. Ich bin mir also nicht sicher, ob die Paltte hier raus kommen wird.

Jöran: Wie seid ihr zu Uncle M gekommen?

Josh: Wir wollten unbedingt hier touren und unser Label-Mann in Melbourne hat uns an Benny von Klownhouse verwiesen. Als der dann angefangen hat uns zu booken, hat er uns quasi an Mirko weiter gegeben. So sind wir zu Uncle M gekommen und er war eine riesengroße Hilfe!

Jöran: Seid ihr so auch zu der Split-EP mit Nothington gekommen?

Josh: Ja, das hat Mirko für Record-Store Day organisiert.

Jöran: Ihr seid jetzt zum ersten Mal in Europa. Wie sind eure Eindrücke?

Josh: Es ist wunderschön! Ich liebe es! Und vor allem ist das Bier so günstig!

Jöran: Es ist immer das Bier...

Josh: Ja! (lacht) Bier ist in Australien mindestens 3x so teuer. Ich weiß, es klingt doof, wenn man aber viel Bier trinkt...

Jöran: Und wie unterscheidet sich das Touren? Es sind ja kürzere Distanzen...

Josh: Stimmt, das war lustig, als wir einige Shows gebookt haben, haben wir Mails von Benny und Mirko bekommen, in denen stand: "Sorry, wir würden euch gerne hier spielen lassen und am nächsten Tag da, und das ist eine ziemlich lange Fahrt." Ich habe das dann bei Google Maps nachgesehen und es waren 7 Stunden. Da musste ich schon lachen. In Australien ist die kürzeste Strecke, die wir fahren müssen, mindesten 8 Stunden, die zweitnächste Stadt ist dann 16 Stunden entfernt... Du kannst also nicht die ganze Tour fahren.

Hendrik: Fliegt ihr dann mittlerweile?

Josh: Mittlerweile schon. Als wir angefangen haben, sind wir aber noch gefahren. Also ungefähr die ersten 10 Jahre meines Bandlebens. Meine längste Fahrt waren 16 Stunden, Tom ist mal 24 Stunden bis Brisbane gefahren. Das ist nicht lustig... Die kurzen Wege hier, 2-3 Stunden, das ist wirklich großartig!

Jöran: Habt ihr noch Zeit euch andere Dinge anzusehen, oder ist euer Tourplan zu voll?

Josh: Ich denke, dass wir da während der Tour nicht wirklich zu kommen werden. Ich bleibe mit unserem Bassisten aber noch 2 bis 3 Monate in Europa um mir alles anzusehen.

Jöran: Ihr tourt ja ungefähr einen Monat. Wie macht ihr das mit der Arbeit und euren Freunden und Familien?

Josh: Nun ja, ich habe meinen Job gekündigt. Ich bin ja jetzt auch n Rockstar, oder? (lacht) Ich überleg mir das dann, wenn ich nach Hause komme. Mike ist selbstständiger Photograph und nimmt sich einfach frei. Die beiden anderen fliegen aber nach der Tour zurück zum Job und ihren Freundinnen.

Jöran: Schon ne coole Sache...

Josh: Ja, viele Australier machen das wenn sie jünger sind, meistens nach der High School. Ich habe das aber nie gemacht.

Jöran: Was vermisst Du am meisten? Wobei ihr ja erst seit 4 Tagen hier seid...

Josh: Ja.

Jöran: Also vermisst Du noch nichts? Vegemite vielleicht?

Josh: Ich hab Vegemite dabei!

Jöran: Machen das eigentlich alle Australier?

Josh: Ich denke schon. Ich meine, wir haben keine sehr starke eigene Kultur. Unsere Kultur ist eher ein Mash-Up verschiedener Kulturen. Ich bin also nicht sehr leidenschaftlich was das angeht, ich bin aber sehr leidenschaftlich, was Vegemite angeht. Es ist eine seltsame Sache!

Jöran: Die man auch nicht verstehen kann. Das schmeckt ja auch nicht.

Josh: (lacht) Doch, sehr lecker! Das ist eins meiner liebsten Dinge, die ich mit amerikanischen Bands in Australien mache. Ich lasse sie Vegemite probieren und sie hassen es.

Jöran: Ihr tourt ja mit ein paar ganz großen Name, , Bane, Strike Anywhere, wie fühlt sich das an? Oder ist es für euch schon normal? Ihr ward ja auch schon mit auf Tour.

Josh: Ja, das stimmt. Aber es ist natürlich immer noch sehr aufregend. Mit Strike Anywhere waren wir schon in Australien auf Tour und sind gut mit ihnen befreundet. Es schon super sie sehen zu können; sie in Europa zu sehen ist noch besser. Und waren eine meiner Lieblingsbands als ich jünger war. Sie 7 mal sehen zu können ist großartig und sie kennen zu lernen natürlich auch. Dazu kommen noch Bane, Gallows, Sick Of It All, alles Bands, mit denen ich aufgewachsen bin. Wir wären schon glücklich gewesen hierher zu kommen und mit lokalen Bands zu spielen, das alles aber noch oben drauf zu bekommen ist großartig!

Jöran: Hm, da wir schon über Adelaide gesprochen haben, habe ich jetzt nur noch ein paar "Entweder/Oder"-Fragen. Obwohl Du aus Adelaide kommst: Sydney oder Melbourne?

Josh: Melbourne.

Jöran: Echt? Als ich 99 in Adelaide war, mochte niemand Melbourne und Victoria.

Josh: Ich denke, das ist Vergangenheit und hatte viel mit Australian Football zu tun. Viele Mannschaften in Victoria, nur eine in Adelaide. Ich habe viele Freunde in Melbourne und Sydney, aber Melbourne ist ein bisschen kleiner und mehr auf Kunst ausgerichtet, während Syndey mehr in Richtung Finanzen geht.

Jöran: Coopers oder Victoria Bitter?

Josh: Coopers!

Jöran: Oder West End Draught?

Josh: Coopers.

Jöran: Midnight Oil oder The Living End?

Josh: Hm, ich habe einen Freund, der bei Lving End spielt. Aber ich muss Midnight Oil sagen.

Jöran: Aussie Rules oder Cricket?

Josh: Aussie Rules?

Jöran: Gut, dann Port oder Crows?

Josh: Oh, sehr gute Frage! Für mich die Crows.

Autor: Jöran Kuschel

Konzert-Tipp der Redaktion: