Rick Barton (Continental) - 07.10.2013

Und weil uns der Review von All A Man Can Do noch nicht genug ist, gibt es als Bonus noch ein kleines Mail-Interview mit Frontmann Rick Barton. Der ehemalige Murphy gibt Auskunft über seine Vergangenheit, das Gefühl in einer Band mit seinem Sohn zu spielen und gibt eine kleine Lehrstunde, was Punk eigentlich heißt.

Jöran: Wie habt ihr Continental gegründet?

Rick: Anfangs war es eigentlich so, dass ich mit meinem Sohn und ein paar seiner Freunde gejammt habe. Sie hatten ein paar meiner Songs gehört, die eine wenig anders klangen, als das, was ich normalerweise mache und sie gefielen ihnen. Daher wurde dann Continental gegründet!

Jöran: Wie fühlt es sich an in einer Band mit dem eigenen Sohn zu spielen?

Rick: Mit dem eigenen Sohn in einer Band zu spielen ist definitiv schwierig gewesen. Wir haben uns aber nach 4 Jahren dran gewöhnt.

Jöran: Siehst Du Deiner Meinung nach Probleme oder Möglichkeiten in eurem Altersunterschied?

Rick: Das einzige Problem ist, dass er denkt ich wäre nicht erwachsen genug! Die ganzen Kids in meiner Band lassen mich in Sachen Wissen, Intellekt und - sehr beängstigend - musikalischem IQ bei Weitem wie einen Zwerg aussehen.

Jöran: Hast Du dann eine besondere Rolle in der Band? Alleine schon aufgrund Deiner Erfahrung?

Rick: Ich bringe die Songs ein und singe sie. Und ich versuche mitzuhalten mit diesen skinny little fuckers! Siehe oben. ;)

Jöran: Ok, zu "All A Man Can Do". Bist Du zufrieden damit, wie die Platte ist?

Rick: Ich bin sogar sehr zufrieden! Besonders mit meinem Gesang, da ich nicht mit einer guten Singstimme gesegnet bin. Aber ich denke, meine Stimme bringt die Dringlichkeit der Message gut rüber.

Jöran: Das Album klingt für mich, als wäre es stärker von Rock'n'Roll als von Punk beeinflusst. Was hat Dich beim Schreiben beeinflusst?

Rick: Okay, ich verstehe, worauf Du hinaus willst, ich muss aber mal eins zu Beginn klar stellen: Es gibt keine Musikrichtung namens Punk Rock! Never Mind The Bollocks ist genau so straighter Rock'n'Roll wie alls, was Chuck Berry je gemacht hat. Wir wissen doch alle, dass Punk Rock eine Attitude und ein Fashion-Statement ist.

Nun, mit dem Background, dass ich ein 52jähriger Mann bin, der fast pleite ist und keinen höheren Schulabschluss besitzt (ich habe die Highschool abgebrochen) und der die letzten 4 Jahre mit seinem Hund in einem Van gelebt hat, bin ich wohl der punkigste Motherfucker, den Du kennst.

Aber egal, ich denke, ich habe keine Angst zu schreiben, was ich denke und was ich fühle und es kümmert mich nicht, wie es raus kommt. Ich denke, diese Scheibe könnte die Kulmination all dessen sein, was ich je gehört habe; von The Clash zu The Replacements zu Bob Dylan und Billy Joe Shaver!

Jöran: Wer ist dann generell Deine Inspiration?

Rick: Ich habe das schon häufig gesagt und obwohl ich gerade einige große Einflüsse genannt habe: Mein Leben ist meine Inspiration!

Jöran: Wann habt ihr das Album geschrieben und wie lange hat es gedauert es aufzunehmen?

Rick: Wir haben die Platte in ungefähr 2 Wochen zum Preis von ungefähr 5000 Dollar aufgenommen. Ich habe die Songs auch nicht genau für dieses Album geschrieben. Wir haben einfach gedacht, dass dies hier die besten von 30 Songs sind, die wir hatten. Ich schreibe Songs ungefähr in der selben Häufigkeit, in der ich esse und scheiße.

Jöran: Wer schreibt bei euch die Songs? Oder schreibt ihr als Band?

Rick: Ich schreibe die Songs, aber in letzter Zeit hat die Band einen großen Einfluss auf die Arrangements und die musikalische Ausrichtung gehabt. Ich werde das mit ein bisschen Musik auf dem nächsten Album würdigen.

Jöran: 15 Songs sind eine Menge Material für ein Debut. Wie viel mehr habt ihr noch in der Pipeline?

Rick: Wir werden unser nächstes Album definitiv anfangen, wenn wir aus Europa zurück sind.

Ich habe eine große Anzahlung im Studio hinterlegt, als ich mit meiner anderen Band, den Street Dogs, an Songs gearbeitet habe. Ich denke, wir werden es auf 10 Tracks einengen, obwohl wir an dreimal so vielen arbeiten. Nur die Hits! Hahaha!

Jöran: Ihr habt euer Debut jetzt gerade ich Europa veröffentlicht. Aufgeregt?

Rick: Ich liebe Europa! Ich bin auch der Meinung, also ganz generell, dass die Menschen in Europa, die mit Musik zu tun haben, passionierter und wesentlich offener sind als das Publikum in Amerika. Wobei wir da auch besser werden.

Jöran: Wie seid ihr an Flix Records gekommen?

Rick: Wir sind in den USA auf einem kleinen Indie-Label und die haben bei Flix angefragt. Felix und ich haben dann direkt Kontakt aufgenommen und ich bin schwer beeindruckt von ihm als Person und Label-Chef. Er ist kein Arschloch!

Jöran: Du hast die vor 14 Jahren verlassen. Was hast Du seitdemgemacht?

Rick: Hm, im Grunde habe ich die Band vor 13 Jahren verlassen. Es ist eine wenig bekannter Fakt, dass ich 9 der 12 oder 13 Original-Songs auf "Sing Loud Sing Proud" mitgeschrieben und eingespielt habe, wofür ich nie die Credits bekommen habe.

Als ich die Band verließ, habe ich für die nächsten 7 Jahre einige Projekte mit Freunden in und um Boston verfolgt. Ich habe 8 Alben, von denen bisher aber nur eins veröffentlicht wurde.

2007 und 2008 habe ich dann 3 Platten mit meiner Band Everybody Out veröffentlicht und bin getourt. Das führt dann zu Continental. Ich habe auch mit den Street Dogs Platten gemacht und habe noch ein Nebenprojekt namens FM 359. Hiervon ist die erste Platte jetzt gerade auf Pirate Press draußen.

Jöran: Bist Du noch in Kontakt mit den Murphys? Und wie denkst Du darüber, was aus ihnen geworden ist und wie sie sich entwickelt haben?

Rick: Ich hab den meisten Kontakt noch mit Al Barr! Er ist ein großartiger Typ. haben mich mit EBO mit auf 3 Tourneen genommen! Ich bin sehr stolz darauf, was Kenny, Al und Matt erreicht haben!

Es kümmert mich im Grunde auch gar nicht, dass ich bei dem Album nicht in den Credits auftauche, weil ich eh keine finanziellen Ansprüche gehabt hätte. Vielleicht frag ich Kenny irgendwann mal nach den Credits und ich bin sicher, er würde sie mir geben. Es liegt mehr daran, dass ich so viel Musik wie möglich mit meinem Namen drauf draußen habe, wenn ich mal nicht mehr bin. Ich denke, dass ist das Ziel jedes Songwriters! nicht das größte Auto und Haus!

Autor: Jöran Kuschel

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