Joe Ginsberg (Joe Ginsberg) - 15.08.2014

Nach dem Interview mit war noch ein wenig Zeit für ein Interview mit dem nicht minder großartigen , den viele ja wahrscheinlich von der Revival-Tour kennen. Also rein ins Gespräch über seine Solo-Projekte, die Eigenschaften eines Bassisten und die derzeitigen Pläne für eine neue Revival-Tour.

Jöran: Wie läuft die Tour bisher?

Joe: Unglaublich. Es ist so ein großer Spaß. Es ist mehr, als ich je erwartet hätte. Ich bin zum ersten Mal als Headliner auf Tour in Deutschland und es ist auch erst das zweite Mal, dass ich überhaupt mit Solo-Material toure. Es ist wundervoll.

Jöran: Wie sieht das mit den Garden Shows aus? Macht das Spaß oder ist es eher anstrengend?

Joe: Hm, das sind 2 Fragen. Zum einen ich könnte eigentlich immer spielen, was jetzt anders ist, ist, dass ich auch singe und daher auf meine Stimme aufpassen muss. Zweimal am Tag singen heißt für mich also mehr aufzupassen. Es war auch nicht schlecht und die Garden Shows machen ne Menge Spaß. Wunderbare Gastgeber, wunderschöne Häuser, das ganze Essen... Ich liebe es.

Besonders, da wir ja akustisch spielen und meine liebste Weise Musik zu machen ist immer noch unplugged. Ich denke, dass das am Besten klingt. Es ist super, das zuerst am Tag zu machen und dann zur Halle zu fahren und da zu spielen. Ich bin froh, dass ich da zugesagt habe. Ich wusste nicht, dass wir die Show machen, aber und sein Agent haben gesagt, dass sie die Shows für uns ansetzen werden und ich hab gesagt: "OK...von mir aus." Ich wusste nicht, worauf ich mich einlasse, aber nach der ersten oder zweiten habe ich dann gesagt, dass ich sehr froh bin, dass wir diese Shows spielen, denn das bringt ne Menge Spaß.

Jöran: Arbeitest Du eigentlich an neuem Material? Deine EP kam ja letzten Herbst und das Baywood-Album im Frühjahr?

Joe: Es ist hart, wenn man so viele Dinge macht, wie ich. Ich meine, es ist großartig, da ich dauerhaft Musik machen kann und neue Platten aufnehmen kann, aber es ist hart zu planen, wann was erscheint. Du willst ja nicht, dass alles gleichzeitig erscheint. Idealerweise hätten wir das Baywood-Album schon viel früher released, aber unser Management bat uns, es zu verschieben. Ich war ein wenig sauer, dass es dann so zeitnah zu s Album raus kam, weil ich das Baywood-Album gerne in einer Phase draußen gehabt hätte, in der ich mich mehr darauf hätte fokussieren können.

Meine Solo-Sachen bringe ich ja alle selbst raus, weil ich das im Grunde aus meinem eigenen Spaß heraus mache. Für diese Tour habe ich auch ne CD als Collection meiner beiden vorherigen EPs gemacht und noch 2 neue Tracks drauf gepackt, damit ich was cooles und einzigartiges für die Shows habe. Ich würde aber auch gerne eine Full-Length-Album machen, werde ich auch, aber ich weiß noch nicht wann. Ich denke auch, dass wir bald ein neues Baywood-Album machen und wir sind irgendwie immer noch mitten im Chuck-Album. Ich weiß also noch nicht, wann ich ein Album machen werde. Ich denke, ich werde es wahrscheinlich irgendwann 2015 aufnehmen. Aber ich weiß nicht, wann es dann raus kommt.

Jöran: Kannst Du mir noch ein wenig über Baywood erzählen?

Joe: Klar. Baywood ist ein Projekt mit meinem Kumpel Jarrad Kritzstein. Es macht so viel Spaß! Wir haben 2011 angefangen als wir zusammen bei Audra Mae gespielt haben. Wir haben dann angefangen Songs zu schreiben und dann recht schnell gesehen, dass es was werden kann. Wir wollten eigentlich nur zum Spaß ein paar Songs schreiben. Es hat sich dann aber so schnell entwickelt, dass wir uns entschieden haben ne Band zu gründen. Wir lieben Baywood so sehr, dass wir es sich einfach entwickeln lassen und es dahin bringen, wo es von alleine hin geht. Vielleicht machen wir auch einfach nur weiter Platten.

Jöran: Ich hab gesehen, dass ihr Ende September auch gemeinsam auftretet?

Joe: Ja, wir spielen 3 Konzerte. Wenn ich nach Hause komme, für ungefähr einen Tag, spielen wir 3 Konzerte mit Baywood in Colorado und danach bin ich dann bei 5 Shows Opener für Drag The River in Kalifornien. Also nach Hause kommen, ein paar Baywood-Shows und dann noch ein paar Solo-Shows.

Jöran: Gibt es Pläne die Baywood-Sachen auch in Europa zu veröffentlichen?

Joe: Ja, wir sprechen quasi gerade darüber. Wir fänden das super. Einer von den Jungs, die Chucks Shows promoten ist total begeistert von Baywood und würde gerne was machen. Allerdings ist es für mich recht einfach mal eben rüber zu kommen und zu spielen, bei Baywood würden wir erst das Album veröffentlichen müssen, damit es sich lohnt rüber zu kommen und zu touren. Wir denken aber die ganze Zeit darüber nach und ich will das unbedingt machen.

Jöran: Du machst auch ne ganze Menge online. Instagram, Facebook, etc. Du hast sogar das Video zu "Old Sparrow" veröffentlicht...

Joe: Jaja, das was ich bei mir zu Hause aufgenommen habe.

Jöran: Ja, genau. Wie wichtig ist das Internet für Dich als Künstler?

Joe: Für mich ist es extrem wichtig. Es ist ein einfacher Weg dauerhaft mit deinen Fans zu interagieren. Es ist natürlich nicht so persönlich, da es immer noch das Internet ist, man kann aber das Gefühl herstellen dass du persönlich mit deinen Fans interagierst. Ich würde also sagen, dass es sehr wichtig für mich ist und ich versuche auch immer aktiv zu bleiben, da ich denke, je aktiver man ist, desto mehr sehen die Leute, dass es dich noch gibt. Es ist hart, wenn man das nicht macht, dann einfach nach Europa zu kommen und zu sagen: "Hey, hier bin ich." Das ist dann einfach zu spät. Wenn du aber dauerhaft aktiv bist, hoffst du natürlich, dass die Leute auch deine Posts sehen, in denen steht, dass du in ein paar Monaten in Europa bist.

Ich will natürlich auch nicht jeden Tag schreiben, welche Shows ich habe, es sollte ein bisschen Spaß und ein bisschen persönlich sein, aber auch so, dass ich sagen kann: "Ach, übrigens mach ich jetzt noch ne Tour." Und dass Leute das dann sehen, weil sie den anderen Sachen folgen, die ich mache.

Jöran: Wo ich allerdings Probleme hatte, war Deine Musik irgendwo anders zu finden als bei iTunes oder amazon. Du hast zum Beispiel keine Bandcamp-Seite?

Joe: Nee, und ich hab da auch noch nicht drüber nachgedacht. Ich weiß nicht so viel über Bandcamp. Das ist hier vielleicht auch größer als in den Staaten. Ich weiß aber auch, dass andere Bands in den Staaten Bandcamp nutzen, ich bin da aber noch nicht so drin. Vielleicht sollte ich mir das aber mal ansehen. Ich mache meinen eigene Kram ja komplett selbst.

Jöran: Denkst Du denn dass mp3 der richtige Weg ist Musik zu veröffentlichen?

Joe: Es ist der einfachste und günstigste Weg. Und der einfachste Weg meine Musik zu möglichst vielen Menschen zu bringen. Die CD hier auf Tour ist die erste CD, die ich produziert habe. Meine EPs gibts nur auf Vinyl oder digital, da ich persönlich immer Vinyl vorziehe. Wenn ich Musik kaufe, will ich immer eine Platte haben. Ich habe aber auch digitale Musik, die ich täglich höre. Aber eigentlich will ich immer eine Platte, die ich auf meinen Plattenteller legen kann. Ich würde also gerne nur Vinyl und digital produzieren. CDs sind aber auch recht einfach bei Shows zu verkaufen. Und jeder hat auch nen CD-Player.

Jöran: Mp3 ist eben auch prima, wenn ich Deine Musik hier in Europa kaufen will.

Joe: Ja, natürlich. Wesentlich einfacher als Mailorder, was wir für Baywood machen. Ich liebe Vinyl, aber bei jeder Platte, die ich verkaufe ist auch ein Download-Code dabei. Dann hast Du eben die Platte, kannst die Musik aber auch mitnehmen und sie überall hören.

Jöran: Okay, ganz anderes Thema. Du bist ja der musikalische Leiter der Revival Tour. Wie ist es da zu arbeiten?

Joe: Es ist großartig. The Revival Tour ist so eine coole und einzigartige Tour. Es bringt dir so viel und ist aber auch so herausfordernd mit neuen Leuten die ganze Zeit neue Songs zu spielen. Und mit den Typen zusammen zu spielen, die du als Künstler bewunderst und von ihnen zu lernen ist so großartig. Als musikalischer Leiter bekomme ich davon ne Menge aus erster Hand, da ich viele koordiniere. Also, die Proben der neuen Songs, auf Tour koordiniere ich die Proben und dass die Show von vorne bis hinten gut läuft. Ich liebe diesen Job. Als ich dass 2011 zum ersten Mal gemacht habe, auf der Tour mit Brian Fallon, , Dan Andriano und , habe ich sofort zu Chuck gesagt, dass er mich als musikalischen Leiter einstellen sollte, da die Tour sowas braucht und ich das machen will und kann. Und dann hatte ich von der zweiten Tour an den Job.

Jöran: Du bist auch einer der wenigen studierten Musiker im Business. Du hast nen Abschluss in Musik, richtig?

Joe: Ja, ich habe einen Abschluss in Jazz Studies.

Jöran: Das findet man echt nicht häufig. Hilft Dir das bei den Arrangement bei der Revival Tour?

Joe: Ja, meine Ausbildung hat mir da definitiv sehr geholfen. Ich lerne relativ schnell neue Songs, was natürlich an meiner Ausbildung liegt. Als Jazz Major war einer der größten Teile des Studiums, dass ich von meinen Lehrern die Aufgabe bekommen habe innerhalb einer Woche Songs zu transkribieren und spielen zu können. Also habe ich die Songs gehört und gelernt und dann nach einer Woche vorgespielt. Das hat meinem Gehör geholfen und mir geholfen Songs zu lernen. Das hilft mir extrem auf der Revival-Tour.

Außerdem ist es so, je mehr Songs man lernt, desto ähnlicher werden die Strukturen und man findet mehr Verbindungen zu den Songs der anderen und lernt die Songs schneller.

Jöran: Als studierter Jazz-Musiker, spielst Du lieber E- oder Kontra-Bass?

Joe: Ja, Bass ist definitiv mein Instrument. Aber die Frage ist schwer zu beantworten, weil ich immer hin- und herpendel. Als ich angefangen habe für Chuck zu spielen, war ich in einer Band, in der ich die ganze Zeit E-Bass gespielt habe. Und als ich dann angefangen habe für Audra Mae und Chuck Ragan zu spielen, habe ich nur noch Kontrabass gespielt und es geliebt. Aber jetzt, 3 bis 4 Jahre später, habe ich gemerkt, dass ich gerne wieder E-Bass spielen möchte. Ich liebe beide. Es ist natürlich schwer mit nem Kontrabass zu reisen, es ist aber auch ein wunderschönes Instrument. Die letzte Tour hier und in den den Staaten für Chucks Album habe ich sowohl Kontra-, als auch E-Bass gespielt und das war ein großer Spaß.

Jöran: Als keine Präferenz?

Joe: Nee, ich glaube ich hab da keine wirkliche Präferenz. Es kommt darauf an, welche Art Musik ich mache und ehrlich gesagt kommt es vor allem darauf an, wie der Song klingen soll. Am Ende des Tages ist das ja immer das entscheidende. Ein paar Songs müssen eben mit Kontrabass gespielt werden und andere brauchen eben einen E-Bass. Ich spiele beide Instrumente auch sehr unterschiedlich.

Jöran: Ich hab ja immer den Eindruck, dass Bassisten eher introvertiert sind. Siehst Du das ähnlich?

Joe: Also ich bin extrem extrovertiert. Ich denke, da gibt es diesen Stereotypen des Bassisten, der mehr im Schatten steht. Und natürlich ist man als Bassist zumeist auch nicht derjenige, der im Rampenlicht steht. Der Bassist ist mehr der Anker der Band und daher sind viele Bassisten auch eher introvertiert und wollen das Ganze zusammenhalten. Sie wollen eben nicht im Mittelpunkt stehen, sondern sind eher an der Seite. Das ist auch das, was ich immer versucht habe. Daher ist es auch so schön Solo-Shows zu spielen, da ich dann den ganzen anderen Kram machen kann. Ich liebe es einfach aufzutreten.

Jöran: Du hast also kein Problem damit vor Menschen zu singen?

Joe: Hm, anfangs war das schon ein Problem. Ich sage das auch manchmal auf Shows, ich spiele schon sehr lange Bass und Gitarre, im Grunde seit ich ein Kind war, aber ich habe nie daran gedacht zu singen, vor allem nicht vor jemand anderem und schon gar nicht vor Publikum. Ich habe das nie geplant. Das ist einfach so gekommen. Ich habe Songs geschrieben und wollte dann auch meine eigenen Songs singen und es ist großartig.

Aber als ich angefangen habe vor Publikum zu singen war es extrem schwierig für mich, da ich kein Vertrauen in meine Stimme hatte. Die nächste Herausforderung war dann in ein Mikrophon zu singen, so dass es gut klingt. Es war wesentlich einfacher für mich einfach in einem Raum zu stehen und zu singen. Als ich das erste Mal in ein Mikrophon gesungen habe war das sehr sehr schwer und es war verängstigend, weil man alles hören konnte und alles klang anders. Jetzt fühle ich mich aber gut dabei. Es ist wie mit Konzerten, je öfter du Konzerte spielst, desto einfacher wird es.

Jöran: Es ist also einfach ein Schalter, den man umlegen muss?

Joe: Ja, so ein bisschen. Und das Privileg für die Leute auf der Revival-Tour zu spielen hat mir sehr geholfen, da du da deine ganzen talentierten Freunde spielen siehst, die wissen, wie man mit dem Publikum interagiert. Da kannst man ne Menge lernen.

Jöran: Du spielst ja auch ne Menge Instrumente. Spielst Du dann die ganze Musik bei deinen Songs selbst ein?

Joe: Ja, meistens. Da sind kleine Teile, wie zum Beispiel die Drums bei meinen Solo-Sachen, die hat mein Freund John Chong von Run River North eingespielt und Jarrad Kritzstein hat meine beiden EPs produziert und dabei auch ab und zu die Backgrounds gesungen oder ein bisschen Gitarre gespielt. Kleine Teile also, der Großteil kommt von mir.

Jöran: Okay, letzte Frage. Es gab dieses Jahr ja keine Revival Tour, vermutlich auch wegen Chucks Platte. Wird es nächstes Jahr eine geben?

Joe: Wir wollen die Revival-Tour immer wieder zurück nach Deutschland bringen. Wir haben es derzeit ein wenig zurückgestellt aufgrund von Chucks Platte, die sehr wichtig für ihn war. Und natürlich auch für uns als Band wichtig war. Aber, es gibt zwar noch keine Details, aber die Revival-Tour wird zurück kommen. Wir sprechen andauernd darüber. Welche Änderungen wir machen können, wie wir die Tour spannender machen können, wo wir hin wollen. Wir planen das alles gerade.

Jöran: Dann doch noch ne Frage. Wen hättest Du gerne mal auf der Tour?

Joe: Oh, mein Gott, da gibt es so viele, die ich gerne mal auf der Tour haben würde. Wenn ich an die denke, die noch nie dabei waren, fallen mir spontan Conor Oberst und Ryan Adams ein. Das wäre super und würde die Tour in eine Richtung bringe, die ich sehr gerne sähe, also mehr so in Richtung Indie-Folk / Americana, wo wir momentan ja schon sind, wenn man genau drauf achtet, aber viele Künstler kommen eben aus der Punk-Szene und so ist es ein großartiger Mix der beiden Szenen. Daher würde ich mehr Künstler aus dieser Welt dazu bringen, zum Beispiel oder Jay Malinowski aus einer ganz anderen Ecke.

Jöran: Ich find ja immer, der in Deutschland nicht so stattfindet ( Haha, guter Witz, Jöran )...

Joe: Richtig, aber seine Musik ist für mich eben mehr so in Richtung Indie-Folk und das ist, auch wenn es egoistisch ist, was ich hören will. Das sind Bands, die ich mag. Es ist einfach ne supercoole Tour und es gibt ne Menge Leute, die ich da gerne sehen würde.

Jöran: Ich fänd Jon Snodgrass super.

Joe: Ja, der war ja in den USA schon ab und zu dabei und ist ein guter Freund von mir, daher bin ich ja auch mir Drag The River auf Tour, wenn ich zurück in den Staaten bin.

Autor: Jöran Kuschel

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