Dennis Casey (Flogging Molly) - 06.03.2008

Nach langer Zeit mal wieder ein Telefon-Interview, diesmal mit Dennis Casey, Gitarrist bei . Also erst mal die Nummer gewählt, um da von Aaron die Nummer von Dennis zu bekommen. Schon ein wenig konspirativ. Aber nun zum Interview über Flogging, Float und Musiker sein im Allgemeinen.

Jöran: Ihr habt uns vier lange Jahre auf "Float" warten lassen, gibt es einen Grund, warum?

Dennis: Naja, wir haben in dieser Zeit "Whiskey on a Sunday" raus gebracht, und das war eine DVD + CD. Die kennst Du, oder?

Jöran: Klar, aber siehst Du es als richtiges Album? Es hat ja eigentlich mehrheitlich alte Sachen drauf.

Dennis: Ja, das ist wahr. Ich seh es auch nicht als echtes Album, aber das war das Projekt, auf das wir uns konzentriert haben. Deshalb hat das mit "Float" so lange gedauert.

Jöran: Und wie gefällt Dir "Float" jetzt, nachdem es fertig ist?

Dennis: Hm, meine Meinung zu "Float"... Naja, es ist eine Aufnahme dessen, was wir zurzeit sind. Ich denke es ist unser bestes Album und auf jeden Fall mein Lieblingsalbum.

Jöran: Siehst Du es denn als konsequente Weiterentwicklung? Wenn ich es mit "Drunken Lullabies" und "Within a Mile from Home" vergleiche, sehe ich da eine Entwicklung weg vom "roughen" Punk hin zu eher melodischen Stücken. Würdest Du mir da zustimmen?

Dennis: Ja, ich würde Dir zustimmen, dass es eine Entwicklung ist, ich kann aber nicht genau sagen, wohin. Wir sind jetzt seit 10 Jahren als Band zusammen und entwickeln uns weiter und entwickeln neue Dinge. Wir haben schon viele Dinge gemacht und machen immer neue. Es ist vielleicht eher eine Evolution als eine Weiterentwicklung.

Jöran: Was mich interessiert ist, ob Du eure Platten hörst wenn sie fertig sind, oder ist der Prozess in dem das Album entsteht wichtiger für Dich?

Dennis: Bei Alben ist das so, Du hörst es, wenn Du es schreibst, dann wenn Du es aufnimmst, beim Mixen, dann geht man mit ihm auf Tour und spielt die Songs hunderte Male. Also, ich höre unsere Platten nicht, ich mag sie aber.

Jöran: Okay, hier in Deutschland ist Punk immer ein wenig politisch und einige euer Texte wirken auch so, würdest Du Flogging Molly als politische Band bezeichnen? Oder siehst Du das nicht als so wichtig?

Dennis: Natürlich halte ich es für wichtig, ich habe mich aber noch nie daran gestört, ob eine Band politisch ist oder nicht. Wir leben in einer Welt, in der Politik fast alle Lebensbereiche beinflusst. Also denke ich, dass es wichtig ist und wir werden davon auch beeinflusst.

Jöran: Ihr kommt dieses Jahr für 4 Gigs und 2 Festivals nach Deutschland. Warum gibt es nicht mehr Möglichkeiten euch hier zu sehen? Oder habt ihr da gar keinen Einfluss drauf?

Dennis: Wir touren mit Flogging schon jede Menge und wenn man zu viel tourt, kommt irgendwann der Burn-Out. Aber, wenn wir dieses Mal nicht in eure Nähe kommen, dann kommen wir eben nächstes Mal. Wir bleiben auf Tour, man kann aber nicht alles auf einmal machen. Wir könnten das natürlich, man würde das als Band nur nicht lange aushalten und ich denke es würde uns kaputt machen.

Foto Dennis Casey

Jöran: Im Moment gibt es hier ja ein sehr großes Interesse an Folk-Punk. Ihr und die Dropkick Murphys seid ja schon sehr groß hier. Was mich aber wundert ist, dass es sonst keine andere Band aus Amerika hier in Deutschland wirklich schafft, die Tossers zum Beispiel. Ansonsten sind hier ja eher deutsche Bands, wie Mr Irish Bastard oder Fiddler's Green bekannt...

Dennis: ...ja, die kenn ich...

Jöran: Hast Du da denn ne Erklärung für?

Dennis: Vielleicht liegts daran, dass wir schon so lange in Deutschland touren. Und die Dropkicks kommen ja auch schon seit mindestens 10 Jahren immer wieder nach Deutschland. Also ich denke wirklich, dass die ganzen Konzerte und Festivals da helfen. Vor allem die Festivals. Die sind unschlagbar, Rock am Ring, Rock im Park, Deconstruction Tour. Das könnte der Grund sein.

Jöran: In Deutschland verbindet man ja eher Boston mit Irland, ihr seid nun aber aus L.A. Inwiefern würdest Du L.A. als "irisch" bezeichnen?

Dennis: Ja, da hast Du recht, L.A. ist nicht die Stadt, in der man die irische Kultur spürt, wie in Boston. Aber eins muss man sagen, Iren wandern jetzt schon seit Jahrhunderten in alle Welt aus. Egal wo du hinkommst, du triffst Iren. Egal ob Japan, Griechenland, Afrika. Iren sind überall. Ein wenig wie Kakerlaken... (lacht)

Jöran: Oh, da bin ich fast schon durch mit den Fragen. Nur noch ein paar... Matt Hensley ist ja nach nur 7 Monaten wieder zu Flogging Molly zurück gekehrt. Was hat ihn dazu bewegt?

Dennis: Er hatte ein paar persönliche Probleme, aber das sollte am Besten er selbst erzählen, da es da um seine persönliche Situation ging. Ich finds großartig, dass er wieder da ist. Ich wusste auch nicht, dass er zurück kommt und dann kam er wieder. Das war klasse. Wir waren mitten in den Arbeiten zu "Float" als er zurück kam und das hat ja dann mit ihm alles prima geklappt.

Jöran: Ihr seid ja mit insgesamt 7 Leuten eine recht große Band. Ist das eigentlich schwer, alle unter einen Hut zu bekommen? Oder ist das noch mehr eine Art Freundschaft? Ihr spielt immmer noch in Stammbesetzung.

Dennis: Ja, das stimmt. Und ich denke, dass ist auch eine unserer Stärken. Wir sind sehr verschiednene Persönlichkeiten und da sind eben sehr viele von uns. Das ist unsere Stärke, dass wir so eine große, bewegliche Gruppe sind.

Jöran: Was für Musik hörst Du eigentlich privat? Und welche Musiker haben dich beeinflusst?

Dennis: Oh, ich liebe Musik. Ist quasi die große Liebe meines Lebens... Ich habe über 2000 CDs und die Bandbreite ist da riesig. Ich höre von Beethoven zu Hank Williams, ACDC, Pogues, Dead Kennedys, Slayer, zu den Stones, fast alles. Also sehr verschiedene Arten von Musik. Klar, am Anfang haben mich Leute wie Hendrix und Angus Young sehr beeinflusst.

Jöran: Und das versuchst Du alles bei Flogging Molly einfließen zu lassen?

Dennis: Ja, das ist es. Manchmal ist das bei Musikern nicht immer so offensichtlich, wovon sie beeinflusst werden. Lass es mich so sagen, wenn du Einflüsse von klassischer Musik hast wirst du ja nicht gleich zum Konzertgitarristen, aber trotzdem werde ich von solcher Musik beeinflusst.

Autor: Jöran Kuschel

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