Und noch 'ne Nummer größer

Die Murphys in Düsseldorfs 6000er Halle

Konzertbericht: Dropkick Murphys - Düsseldorf, Philipshalle, 04.02.2010

Nach 2 Jahren Pause endlich mal wieder ein Murphys-Konzert für mich. Zwar hatte ich aufgrund des Termins und der drohenden Arbeit am nächsten Tag lange gezögert, ob ich denn hingehen solle, am Ende war der Drang die Herren aus Boston mal wieder zu sehen doch größer. Und was soll ich sagen? Es hat sich, wie immer gelohnt.

Seit meinem ersten -Gig im Kölner E-Werk 2006 waren die Hallen immer größer geworden und so hieß es diesmal Philipshalle Düsseldorf. Vor der Ära dieser neumodischen Multi-Funktions-Turnhallen war das ja mal die A-Kategorie, die man in Deutschland spielen konnte, mal abgesehen vielleicht von der Dortmunder Westfalenhalle 1. Was sollte ich also erwarten?

Überraschenderweise hatte das Konzert diesmal eine Wandlung seitens des Publikums, die ich so nicht erwartet hatte. War es mir die letzten Male immer so vorgekommen, als sei das Publikum immer jünger geworden, was ja nicht unbedingt gegen die Strahlkraft der Band spricht, fehlten mir doch ab und zu die Zeiten, in denen noch wesentlich mehr Skins da waren. Doch diesmal sah man auch diese wieder, begleitet häufig von Herren und Damen mittleren Alters, was eine nette Mischung ergab.

Vielleicht war ein Grund für diese hervorragende Mischung auch die überzeugende Auswahl der Vorbands. Mit den Mahones und Sick Of It All gelang es für diese Tour ein absolutes A-Klasse-Package zusammenzustellen, was meine Vorfreude auf das Konzert noch wesentlich weiter steigerte.

Doch jetzt mal zum wesentlichen: Den Bands. Eröffnet wurde die Show von den Mahones aus Kanada. Die Band, die ja in interessierten Kreisen nicht unbekannt sein dürfte, eröffnete blendent mit einer Spitzenmischung aus Folk und Punk. Was könnte eine Murphys-Show besser einleiten? Leider kamen viele Zuschauer nicht in den Genuss der Mahones, da diese doch etwas überraschend bereits um 19:30 Uhr begannen. Mich hätte es dabei auch fast erwischt.

Zweite Vorband durften die alten Hardcore-Helden von Sick Of It All geben. Wohl dem, der sich einen solchen Support leisten kann. War die erste Band des Abends mit Folk-Punk noch zu erwarten, legten Sick Of It All ihre gewohnte Hardcore-Brachialität an den Tag, die man so auf Murphys-Konzerten nicht mehr unbedingt erwartet. Eine Rückbesinnung auf alte Zeiten und die eigenen Wurzeln? Hierzu später mehr. Nach einer obligatorischen Wall of Death und zirka 1 Stunde Spielzeit, bereitete man sich dann so langsam auf den Haup-Act vor.

Murphys: Back to the Roots

Zunächst war auch alles, wie man es seit Jahren kennt und liebt: Sinead O'Connors Stimme intoniert "The Foggy Dew" begleitet von den Chieftains, "Let's go Murpys"-Schlachtrufe, Bierbecher-Würfe. Ein echtes Murphys-Intro eben. Doch wer jetzt mit dem hämmernden Drum-Intro von "For Boston" rechnete, sah sich getäuscht.

Als Opener gab es diesmal eine ganz alte Perle der Band. "Do or Die" rockt so eine Halle schon verdammt. Sehr schön! Und genau so wurde dann das ganze Konzert. Eine unglaublich schöne und stimmige Mischung von alten und neuen Hits der Bandgeschichte, bei der es auch selten gehörte Schmankerl der Sorte "21 Guitar Salute" gab. Grandios. Die Murphys hatten ihr Publikum von der ersten bis zur letzten Minute vollkommen im Griff!

Besonders überragend für mich war es, dass es auch "Buried Alive" in Programm schaffte, welches sich ja zu einem meiner absoluten Lieblingssong entwickelt hat. So entwickelte sich ein blendender Abend mit Traditionals wie "Johnny, I hardly knew ya", "Wild Rover" oder "Auld Triangle" gepaart mit alten Kracher wie "The Gauntlet", "Fighting 69th" und "Time to Go". Auch neuere Stücke wie "State of Massachussets" und "Warrior's Code" waren zu hören.

Weitere Higlights bildeten für mich eindeutig "Bastards on Parade", "The Dirty Glass", diesmal wieder mit weiblicher Unterstützung, und das hochverehrte "Forever". Auch die obligatorische, geschlechtergetrennte Bühnenstürmerei durfte natürlich nicht fehlen.

Insgesamt also ein unglaublich hervorragender Abend mit 3 blendend aufgelegten Bands. Vor allem die Rückbesinnug der Herren Murphy auf alte, harte Zeiten hat mich doch sehr überzeugt. So kann es weitergehen, gerne dann auch in einer noch größeren Halle. Ich schlage dann mal die Westfalenhalle vor, da kann ich dann endlich mal hin laufen.

Wobei, jetzt fällt mir doch noch ein kleiner Kritikpunkt ein. Nicht an den Bands, sondern an einigen der Anwesenden. Wer kommt denn bitte ernsthaft auf die blendende Idee während eines Punk-Konzertes in einer Halle nen Bengalo zu zünden??? Das ist ja nicht umsonst - wenn auch bedauerlicherweise - schon bei Fußballspielen verboten. Und da habe ich keine, sich wild bewegende Masse auf einer Ebene. Klar, es war bei einem recht ruhigen Stück wie "Forever" und war auch direkt auf dem Boden und ein bisserl Flair hatte es auch, aber manchmal sollte man auch drüber nachdenken, wie schnell sowas nach hinten losgehen kann.

Just my 2 cents.

Autor: Jöran Kuschel

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