Thomas „Juneor“ Andersson (Kamchatka) - 01.03.2014

Nach s Hammer-Album „The Search Goes On“ war es klar, dass wir uns endlich um ein Interview mit dem Mastermind der Band Thomas „Juneor“ Andersson bemühen mussten. In einer gemütlichen Ecke im Münsteraner Hot Jazz Club stellte sich Thomas unseren Fragen über Album, Band, Schweden und dem Ozean.

Frank: So, wie war die Tour bisher?

Thomas: Die Tour war bis jetzt sehr sehr gut. Wir haben uns bei der Songauswahl sehr auf das neue Material fokussiert und die Songs sind gut beim Publikum angekommen. Da waren wir sehr glücklich drüber. Wir sind echt gut behandelt worden, es war bisher einfach großartig.

Frank: Also hattet Ihr auch gut gefüllte Hallen und eine gute Zeit?

Thomas: Yeah (lacht)

Frank: Ihr habt in der Vergangenheit viele Support-Gigs gemacht. Ich habe euch damals zum Beispiel mit gesehen. Jetzt seit ihr schon öfter als Headliner getourt.

Thomas: Ja, die Headliner-Touren werden jetzt immer mehr und mehr.

Frank: Was mögt Ihr mehr, kleinere eigene Konzerte oder größere Support-Gigs vor großem Publikum.

Thomas: Yeah, eigene Gigs, wir wollen natürlich als wir selbst wahrgenommen werden. Aber andererseits sind Supports auch cool und auch wichtig, um in einer breiteren Öffentlichkeit bekannte zu werden. Aber im Moment scheint es so, dass wir ganz gut mit Headliner-Touren klar kommen und uns mit unsere Musik einen Namen und Fans erspielen können.

Frank: Es gibt zur Zeit unheimliche viele gute schwedische Rockbands, was glaubst Du, woher diese hohe Dichte an High-Quality-Bands herrührt? Speziell im Genre Stoner-/Blues-/Heavy-Rock?

Thomas: Ja, Ich verstehe – keine Ahnung – Ich glaube das liegt am Wasser.

Frank: Am Wasser???

Thomas: Ja, wir sind ja in Schweden umschlossen von Wasser, - Nein – das ist keine gute Antwort. Ich habe keine Ahnung. Ich glaube, wenn man ein paar erfolgreiche Bands in einem Genre hat, entsteht so etwas wie eine Szene. Neue Bands wollen sich dann genauso wie Ihre Vorbilder anhören und werden dann teilweise besser. Die Kultur nimmt ihren Lauf und das geht Schweden schon über eine lange Zeit so. Es gab viele gute Rockbands in Schweden bereits in den 60ern und 70ern, so dass die Messlatte da bereits ziemlich hoch lag. Und die Bands entwickeln die Musik dann weiter und legen dann höhere Messlatten auf. Das ist aber auch eine trickige Frage. (lacht)

Frank: Und die Bands untereinander? Unterstützt man sich mehr oder gibt es da eher Konkurrenz?

Thomas: Konkurrenz? Nein, eigentlich nicht.

Frank: Wir warten eigentlich darauf, dass sich mal 3 bis 4 schwedische Hochkaräter zusammentun und gemeinsam auf eine Art Swedish-Dynamite-Tour gehen.

Thomas: Ja, das sollte wirklich mal gemacht werden. Das wäre eine coole Sache. Ich hoffe wäre dann dabei. Aber noch mal zur Konkurrenz, wir sehen uns nicht als Konkurrenten. Wir gönnen allen den Erfolg und wünschen anderen schwedischen Bands eher mehr Erfolge. Am Ende profitieren alle davon.

Frank: Ihr hattet eine Änderung in eurer Besetzung? Warum hat Roger aufgehört?

Thomas: Ja, Roger hörte Ende 2011 auf. Roger ist ursprünglich ein Gitarrist, bei spielte er nur Bass und er wollte unbedingt wieder mehr Gitarre spielen. Toby und ich wollten mit aber als 3-Piece wie bisher weitermachen. Es gab da keine bösen Worte. Wir haben einfach „Okay“ gesagt, dann geht Roger eben seinen Weg und wir machen weiter mit . Im letzten Jahr als wir in Deutschland waren, hatten wir Linus Karlson als Bass-Spieler dabei. Aber wir konnten nicht so gut zusammen arbeiten, wir passte einfach auf der persönlichen Ebene nicht gut zusammen.

Als wir dann mit den Aufnahmen zum Album „The Search Goes On“ begannen, hatten wir keinen Bassisten. Toby und ich wollte aber mit dem Album beginnen und da habe ich halt gesagt: „Okay, ich kann für das Album den Bass einspielen. Das ist kein Problem, wir können uns dann später nach einem neuen Bassisten umschauen“. Per Wiberg war als Produzent für das Album vorgesehen, das wurde schon lange vorher entschieden. Und er spielt auch Bass in dem Siteproject King Hobo, das wir zusammen mit Jean Paul Gester von haben. So wusste ich, dass er verdammt gut Bass-Gitarre spielt. Toby und ich haben Per einfach gefragt, ob es für ihn Okay wäre, Produzent für das Album zu sein und auch den Bass für die Aufnahmen zu spielen. Wir wollten ursprünglich für das Album möglichst viel live einspielen. Per sagte „Ja“. Nach dem Ende der Aufnahmen für „The Search Goes On“ fragten wir ihn dann, ob er nicht Vollzeitmitglied werden will und 100% zu werden. Und er sagte wieder „Ja“.

Frank: Du und Toby kannten Per aber schon seit langer langer Zeit?

Thomas: Ja, ja. Ich habe mit Per meine erste Show 1993 mit einer Blues-Band in Schweden gespielt. Wir haben bestimmt so um die 500-600 Shows in den frühen 90ern gespielt. Ich kannte ihn also schon ziemlich gut, das war auch der Grund, warum ich ihn unbedingt als Produzent haben wollte. Er hat so viele unterschiedliche Erfahrungen mit Spritual Beggars and Opeth. Er hat mit so vielen Bands, die ich mag, zusammengearbeitet.

Frank: Hatte er noch Einfluss auf das Material zum Album

Thomas: Nein, das nicht mehr, außer natürlich auf das, was er als Produzent daraus gemacht hat. Aber er hat bisher das Artwork für alle unsere Alben gemacht. Seit dem Ersten, es fühlt sich ein wenig so an, als ob er seit Anfang an Teil der Band gewesen wäre. Es war ein natürlicher Schritt Per in die Band zu holen. Toby und ich waren dann super glücklich darüber, dass er „Ja“ gesagt hat. Wir kennen uns einfach.

Frank: Seid Ihr zufrieden mit dem Ergebnis?

Thomas: Ja und wie, Perfekt!

Frank: Wie funktioniert das Songwriting bei ?

Thomas: Auf den ersten 4 Alben haben Roger und ich uns das Songwriting geteilt. Er schrieb 4-5 Tunes und ich habe 4 – 5 Tunes geschrieben, dann haben wir alles zusammengepackt und das war der Mix, fertig. Aber dieses mal habe ich alle Songs und auch die Lyrics geschrieben. Ich war echt ängstlich, dass ich das alles nicht hinbekomme, die Variationen, die Landscapes. Es ist viel einfacher wenn du zwei Songwriter hast. Die Kombination wird dann von alleine dynamisch. Aber Per mochte die Songs und er wirkte ja von Anfang an als Produzent im Aufnahmeprozess mit. Und wir haben die Platte fertig bekommen.

Frank: War das deine Entscheidung alles alleine zu schreiben, oder wollte Tobias nicht?

Thomas: Tobias schreibt eigentlich keine Songs in dem Sinn. Wenn es um besondere Arrangements für spezielle Momente in den Songs geht, dann ist er dabei. Ich arbeite auch jeden Tag mit Musik und schreibe, schreibe, schreibe, es eine natürliche Sache, dass ich es machen. Aber ich hatte trotzdem Angst, dass es kein guten Album werden würde. Aber es ist alles gut geworden, sehr gut.

Frank: Also unterscheidet sich dieses Album sehr von den ersten Vieren?

Thomas: Ja, für mich ist es natürlich erstmal ein sehr persönliches Album. Die Texte und die Musik sind sehr viel persönlicher.

Frank: Ich mochte die ersten 3 Alben sehr, vom 4ten war ich dann ein wenig enttäuscht und das aktuelle Album hat mich dann wieder richtig umgehauen. Findest du auch, dass das 4. irgendwie anders war?

Thomas: Ich glaube das Album wurde anders, weil Ich und Roger schon begannen musikalisch auseinander zu driften. Irgendwie kann man das im Album hören, ich weiß nicht was es ist, aber da ist definitiv etwas. Ich wollte wieder zurück zu „krrr“ mit dem neuen Album. Zusammen mit Per und Toby wurden die Songs dann wieder härter, irgendwie. Das Album hat mehr Kraft, ist ehrlicher und einfach direkter.

Frank: Der Title-Track des Albums „The Search Goes On“ ist ungewöhnlicher Weise das letzte Stück des Albums. War das als Hinweis zu sehen?

Thomas: Ja, „The Search Goes On“ bedeutet für uns, dass die Suche für die Band weiter geht, mehr Shows, mehr Musik, mehr von allem. Aber auch die Suche geht weiter, um eine bessere Person zu werden, in Beziehungen, in Freundschaften. Du musst als Person halt immer weiter suchen. Nicht nur die Mitglieder von , jeder muss weitergehen, positiv denken und suchen. Jeder auf seine Art und Weise. Das ist „The Search Goes On“.

Frank: Eine Frage zu den Lyrics, auf dem letzten Album waren viele Songs über den Ozean – die See. Hast Du eine besondere Beziehung zur See.

Thomas: Ich komme aus einer Familie von Fischern. Ich selbst habe 5 Jahre als Fischer gearbeitet. Am Wochenende habe ich Musik gemacht und in der Woche war ich auf dem Ozean. Das ist schon lange her, aber mein Großvater – Fischer, mein Groß-Großvater – Fischer, mein Groß-Groß-Großvater und so weiter – du verstehst. Ich kann das ewig so weiter aufzählen. Ich lebe am Meer, Ich bin aufgewachsen im und am Meer, das sind die Gründe.

Frank: Du lebst heute also auch noch am Meer?

Thomas: Die Stadt in der ich lebe ist direkt am Meer, du kannst da mitten in der Stadt schwimmen gehen, wir habe da einen Strand. Ich glaube es ist in Europa einer der bekanntesten Spots für Windsurfer und Wellenreiter. Ich selbst gehe häufig ans Meer um zu Meditieren, Ich setze mich einfach dort hin und höre dem Meer zu, fühle die Kraft der Wellen und so weiter.

Frank: Gehst Du heute noch raus zum Fischen oder zum Angeln?

Thomas: Nein, da habe ich keine Zeit mehr zu. Ich könnte zwar ab und zu mal zum Angeln gehen. Aber, als ich damals vom Fischen lebte, war das auf einem großen – richtig großen – Fischtrawler mit riesigen Netzen und so.

Frank: Dann lebst Du heute nur von der Musik?

Thomas: Ja, nur Musik. Nicht nur von , ich mache auch schwedische Folk-Musik. Wenn sich Lücken im Kamchatka-Terminkalender finden lassen, mache ich das. Die Konzerte sind hauptsächlich in Schweden, aber manchmal auch im Ausland, demnächst sind wir zum Beispiel in Spanien auf Tour. Aber die Hauptaktivitäten sind natürlich in Skandinavien.

Frank: Wie sehen die weiteren Pläne mit Kamchatka aus?

Thomas: Wir wollen mit so weit kommen, wie es geht. Und ich glaube wir können da noch einiges erreichen. Und das werden wir jetzt mit Kamchatka angehen.

Eddie übernimmt und will doch nochmal beim letzten Album nachhaken.

Eddie: Ich weiß nicht, ob ihr jetzt eben schon darüber gesprochen habt, doch mich würde nochmal interessieren, wie Du dir die Unterschiede von „The Search Goes On“ zum Vorgängeralbum, das ich schon fast als Pop-Album empfand, erklärst.

Thomas: Ja, wir hatten schon drüber gesprochen. Natürlich war das auch Pers Einfluss. Wir wollten nicht bewusst ein rockigeres Album machen. Wir haben einfach nicht groß nachgedacht, sondern mehr auf unser Herz gehört. Es ist dadurch ein sehr direktes Album geworden.

Eddie: Es scheint euch geglückt zu sein, die Magazine loben „The Search Goes On“ ja durchweg?

Thomas: Ja, das tun sie, da sind wir sehr glücklich drüber.

Vielen Dank Mister Thomas „Juneor“ Anderson!

Autor: Frank Reins

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